22 März, 2016

The good life

Ziemlich spontan bin ich letzte Woche in ein Leipziger Hostel gezogen, genau genommen war es die Entscheidung weniger Minuten, bis die Fahrkarte gekauft war und dann eine mehrstündige Herbergssuche vor Ort. Da Leipzig während der Buchmesse praktisch komplett ausgebucht ist, war das hektischer als beabsichtigt, aber am Ende fand ich ein besonders nettes Hostel, in dem ich mich schon jetzt wie zuhause fühle.
Wenn es in ein paar Tagen nach Frankfurt weitergeht, werde ich die Leute und das weiche Lounge-Sofa sicherlich vermissen.


04 Februar, 2016

Was wurde eigentlich aus ...

... mir? Ja, und diesem Blog, den ich einst so eifrig geführt habe?

So viele Jahre habe ich aus einem Leben erzählt, das neutral betrachtet recht langweilig war.
Dabei waren besonders die letzten Jahre eine Zeit, die mich gezwungen hat, mein Leben und meine Werte neu zu überdenken.



Und deshalb ist jetzt alles zurück auf Anfang, ich beginne sozusagen von vorne. Ob und wieviel ich diesmal mit euch teilen will und kann, habe ich noch nicht entschieden. Vermutlich werde ich irgendwann zumindest episodenhaft erzählen, was ich eigentlich in letzter Zeit gemacht habe.

Die Eckdaten sollt ihr aber schon jetzt bekommen.
Während ich dies schreibe, wohne ich gerade in Wien. Ich bin weiblich, gehe auf die 30 zu und kremple momentan mein Leben um. Dies beinhaltet relativ viele Reisen, Umzüge und eine Menge Chaos.

Meine große Leidenschaft sind Bücher. Punkt.

29 Juli, 2015

Reinkarnation ist nichts für Feiglinge, Rezension

Fredrik Brounéus

Reinkarnation ist
nichts für Feiglinge


352 Seiten
ISBN 978-3442748334

9,99 € (D)



auch als eBook erhältlich
„Als hätten der Dalai Lama und Douglas Adams gemeinsame Sache gemacht“, steht im Klappentext. Nachdem ich das Buch gelesen habe, muss ich zugeben, dass es wohl eines der wenigen Male ist, in denen nicht zu viel versprochen wurde. Denn was als seichter Roadtrip eines hormongesteuerten Teenagers beginnt, gewinnt mit der Zeit immer mehr an Tiefe. Den Leser erwarten fantastische Abenteuer und absolut absurde Szenen. Kein Wunder, schließlich treffen hier unter anderem amerikanische Regierungsagenten, schriftkundige Insekten, ein Geisterauto samt Fahrer, ein buddhistischer Mönch mit miserablen Englischkenntnissen und die Reinkarnation von Adolf Hitler aufeinander.

An der neuseeländischen Südküste: George Larson, in erster Linie mit seiner Freundin Kaisa und der Kunst einen guten Song zu schreiben beschäftigt, erhält unerwarteten Besuch. Sein Großvater, der eigentlich schon lange das Zeitliche gesegnet hat, steht vor der Tür. Seit der alte Herr tot ist, scheint er sichtlich aufgeblüht: Er raucht Kette und trinkt mehr Kaffee, als gesund sein kann. Und er hat eine Botschaft für George: Die Menschheit ist in großer Gefahr und George der Einzige, der dagegen etwas tun kann. Zunächst zögerlich, doch mit wachsendem Ehrgeiz stellt sich George seiner neuen Aufgabe und kratzt dabei an den großen Fragen der Menschheit – Was passiert wirklich, wenn wir tot sind? Was sind unsere wahren Ziele und wo geht die Reise hin? – und erhält durchaus erhellende Antworten: Auch Reinkarnation will geübt sein. Tibetische Mönche sind gar nicht so friedfertig, wie man erwarten würde. Und wer hätte es geglaubt: »Just do it«, inzwischen zur inhaltsleeren Werbephrase verkommen, ist in Wirklichkeit eine jahrtausendealte Weisheit …

Es ist ganz klar, dass diese Art von Humor nicht für jedermann funktioniert. Wer die überaus mitteilsamen Naturerscheinungen noch mit einem Schulterzucken hinnimmt, wird spätestens beim inneren Monolog des Protagonisten, der in diesem Fall sehr schnell zum Dialog wurde, die Stirn runzeln. Ganz richtig, das Gehirn des Protagonisten unterhält sich mit Herz, Mund, Ohren, Nieren und so weiter. Wer jetzt an Otto Waalkes‘ „Milz an Großhirn, Milz an Großhirn: Soll ich mich auch ballen?“ denken muss, der hat eine recht gute Vorstellung davon, wie das abläuft. Mich hat das zu Beginn sehr gestört, aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und mochte es zum Schluss sogar.
Mit den Charakteren bin ich leider nicht so richtig warm geworden. Dazu waren sie auf der einen Seite viel zu oberflächlich, auf der anderen auch viel zu abgeklärt. Und wenn ein Charakter selbst sich nur als Teil einer Reihe von Inkarnationen sieht, weshalb sollte es mich dann mehr kümmern als ihn selbst, wenn ihm etwas geschieht? Zudem vertragen sich Humor und Charakter-Drama bekanntlich nicht so gut, und in diesem Buch überwiegt der Humor.
Das Buch ist äußerst unterhaltsam und deshalb schnell gelesen. Am Ende war ich weder traurig noch glücklich, sondern hatte das gute Gefühl zuversichtlicher Gelassenheit. Und alleine dafür schon möchte ich es mit ganz vielen Menschen teilen.

Aufmachung
Das Taschenbuch überzeugt mit angenehmer Haptik und gefälligem Layout und Satz. Das Cover hat bei mir leider sehr schnell Stöße an den Ecken und Knicke am Rücken bekommen. Der dezent eingesetzte Spotlack gefällt mir super.
Der wahre Hingucker sind jedoch die Illustrationen im Inneren, die aussehen, als hätte der Zeichner direkt mit dem Bleistift in mein Buch gemalt. Ein bisschen schade fand ich, dass diese Bilder in ein paar Fällen mehrfach verwendet wurden, in einem Fall drei Mal, im anderen mit nur einer Seite dazwischen.


Fazit
Ein kurzweiliges Lesevergnügen, das Lust auf mehr macht.


Das Rezensionsexemplar wurde mir freundlich zur Verfügung gestellt vom btb Verlag.

16 Juli, 2015

Das geheime Leben der Violet Grant, Rezension

Dieses Buch hat mich ab der ersten Seite gefesselt. Es ist so atmosphärisch und mitreißend geschrieben, dass ich spätestens nach einer halben Seite alles um mich herum vergaß. Das hektische, schmutzige New York der 60er erwacht hier zum Leben, sodass man den Rauch und den Regen beinahe riechen kann.

Die Protagonistin Vivian ist witzig, frech und macht richtig Spaß, auch wenn ich ihr Verhalten mit der Zeit immer weniger leiden oder verstehen konnte. Violet, die andere Protagonistin und Vivians Großtante, ist mir dafür mit der Zeit mehr und mehr ans Herz gewachsen.

Die Geschichte springt stets zwischen Vivian in den 60ern und Violet in der Zeit um 1914 hin und her. Dabei finden sich viele Parallelen in den Leben der Beiden. Manchmal hatte ich fast das Gefühl, dass sich Geschichte wiederholt, obwohl die Charaktere der Protagonistinnen sehr unterschiedlich sind.

Nachdem mich der Einstieg in dieses Buch also restlos begeistert hatte, kam der Mittelteil, um meine Freude etwas zu dämpfen. Die Geschichte gelangt gefühlt an einen toten Punkt, an dem es über hundert Seiten lang nicht vorwärtsgeht. Hier fielen mir auch erstmals die kleinen Schönheitsfehler in der Handlung auf, nämlich, dass es zum Einen hauptsächlich um Bettgeschichten zu gehen scheint, zum Anderen erscheint Violets Umgebung mir bei Weitem nicht so atmosphärisch dicht zu sein, wie etwa Vivians New York. All die kleinen Details fehlten mir, um ein vollständiges Bild vor Augen zu haben. Zudem störte mich, dass in beiden Zeitlinien plötzlich ein oder mehrere Monate fehlten, in denen sich scheinbar Menschen und Verhältnisse geändert hatten, was ich jedoch nur mühselig nachvollziehen konnte.


Nach dem wenig schönen Mittelteil nimmt die Geschichte jedoch erneut Fahrt auf und übertrifft sich selbst mit spannenden Wendungen, Geheimnissen und deren Auflösung, und temporeicher Handlung. Und auch wenn der Schluss nicht mein Geschmack war, so war es insgesamt doch ein beeindruckend gutes Buch.

Fazit
Ein witziger, packender Roman voller Geheimnisse und Intrigen. Wenn man sich nicht vor leicht anzüglicher Lektüre scheut.

Aufmachung
Mehr als 570 Seiten dick ist das Softcover und damit ein ordentlicher Wälzer. Das Layout ist schlicht und gut leserlich. Seiten und Cover überstehen das Lesen in gutem Zustand. Lediglich der Buchrücken knickt leicht, was zwar schade, bei dieser Dicke aber kaum vermeidbar ist.

„Das geheime Leben der Violet Grant“ erschien im Blanvalet Verlag.

Manhattan, 1964. Vivan Schuyler hat das Undenkbare getan: Sie hat dem glamourösen Upperclass-Leben ihrer Familie den Rücken gekehrt, um Karriere als Journalistin zu machen. Als sie herausfindet, dass sie eine skandalumwitterte Großtante hat, ist ihr Spürsinn geweckt …

Berlin, 1914. Die junge Physikerin Violet erträgt ihre Ehe mit dem älteren Professor Grant nur, um ihren Forschungen nachgehen zu können. Doch plötzlich bricht der Erste Weltkrieg aus – und ein geheimnisvoller Besucher stellt Violet vor eine Entscheidung mit dramatischen Folgen. (bdb)


Das geheime Leben der Violet Grant könnt ihr unter anderem hier bestellen.

Ich habe mir dieses Buch bei Blogg dein Buch (http://www.bloggdeinbuch.de/) gewünscht und gewonnen. Schaut doch mal rein, falls ihr gerne über Bücher bloggt :-)

11 Juli, 2015

Die Kunst des achtsamen Putzens, Rezension

Keisuke Matsumoto
Die Kunst des achtsamen Putzens

160 Seiten
ISBN 978-3442220670

8,99€ (D)


auch als eBook erhältlich

Für die meisten von uns ist Putzen wohl vor allem eine lästige Tätigkeit, die man so schnell wie möglich hinter sich bringen will. Aggressive Putzmittel und spezielle technische Geräte sollen uns dabei helfen, so wenig Zeit und Mühe wie nur möglich in eine saubere Wohnung zu investieren.

Ganz anders ist das zum Beispiel in buddhistischen Zen-Klöstern, in denen Putzen als meditative Kunst praktiziert wird. Es geht nicht primär um Schnelligkeit, sondern um die Gründlichkeit und Aufmerksamkeit, mit der diese Arbeit ausgeführt wird. Die investierte Mühe – so die Theorie – ist wohltuend für den Charakter und das Ergebnis erlaubt Besuchern und Bewohnern, sich in ihrem Umfeld ruhig und konzentriert zu fühlen.

Putzen und Aufräumen ist für die meisten eher eine lästige Pflicht. Eine Aufgabe, die man gerne abgibt. Doch Keisuke Matsumoto plädiert für das Gegenteil: inspiriert vom japanischen Zen-Buddhismus zeigt er, wie wichtig Putzen für uns ist, nicht nur für das äußere Wohlbefinden, sondern vor allem für die Seele. Er empfiehlt, Reinigung als bewusstes Ritual in den Alltag zu integrieren. Nur so werden unsere Gedanken und Gefühle wieder klar, und wir leben kreativer und erfüllter. (Goldmann Verlag)

Man sollte sich bei diesem Buch bewusst sein, dass es von einem (ehemaligen) japanischen buddhistischen Mönch geschrieben wurde, weshalb sich auch kein ausgefertigter Haushaltsplan für die fünffache alleinerziehende Mutter aus Wanne-Eickel darin findet. Auch bietet der Autor keinerlei Abkürzungen an, mit denen man zum Beispiel in fünf Minuten pro Tag einen perfekten Haushalt bekommt.
Stattdessen erhält man einen seltenen Einblick in das Leben im Kloster, jenseits von Meditation und Ritus.

In den einzelnen Kapiteln, die sich etwa mit allgemeinem Arbeitsmaterial, verschiedenen Zimmern oder dem Gartenbereich befassen, erläutert der Autor die Vorgehensweise in seinem Tempel. Er geht darauf ein, welche Kleidung getragen wird und warum, wie und wann geputzt wird, welche natürlichen Putzmittel für die jeweiligen Bereiche verwendet werden und wie am Ende das Arbeitsmaterial selbst gepflegt wird. Wiederholt widmet er sich auch dem Thema der Wiederverwertung und Reparatur von Gegenständen und Kleidung. Leider fallen viele Abschnitte recht kurz aus, obwohl ich mir etwas mehr Details erhofft hatte. Auch wenn der Autor erwähnt, dass etwas ganz leicht selbst zu machen ist, hätte ich mich über die entsprechende Anleitung gefreut.

Aufmachung
Das Taschenbuch ist relativ dünn und klein, weshalb es leicht und angenehm in der Hand liegt. Im Inneren befinden sich zahlreiche Illustrationen, die nicht unbedingt notwendig aber doch nett anzuschauen sind. Das Layout ist schlicht und übersichtlich gehalten.

Fazit
Ich habe für mich persönlich eine Menge Anregungen und Gedanken gefunden, die ich adaptieren und in mein Leben und meine Putzarbeit integrieren möchte. Ganz unerwartet finden sich auch philosophische Perlen und Geheimtipps, die für mich Gold wert sind. Was und wie viel man aus dem Buch mit ins eigene Leben nehmen möchte, bleibt am Ende jedem selbst überlassen.

Über den Autor
Keisuke Matsumoto war über sieben Jahre lang Mönch in einem Zen-Kloster in Tokio. Er studierte Philosophie und Wirtschaftswissenschaften. Heute ist er ein erfolgreicher Buchautor und lebt mit Frau und Tochter in Tokio.



Das Rezensionsexemplar wurde mir freundlich zur Verfügung gestellt vom Goldmann Verlag.